Viele Jahre hindurch hingen nur zwei Glocken im Turm der Neuenkirchener Pfarrkirche. Wir wissen von einer kleinen Bronzeglocke, die 1651 in Greifswald gegossen wurde, aber im Jahre 1921 zersprang. Eine zweite, größere Glocke, gegossen 1847 in Stralsund, unterfiel dem Ablieferungsdekret des Jahres 1917.

Die beiden Eisenhartguss-Glocken, die 1922 an die Stelle dieser beiden Bronzeglocken gehängt wurden, waren in den 1990er Jahren stark korrodiert und stellten so ein Sicherheitsrisiko dar. Aus diesem Grund wurden sie durch das Glockenamt der Pommerschen Evangelischen Kirche in Greifswald stillgelegt. Ende August 2002 hatten sie aus Anlass einer Hochzeit letztmalig geläutet. Am 25. Februar 2005 wurden sie abgehängt.

Kurz vorher hatten engagierte Bürger Neuenkirchens und Mitglieder der Kirchengemeinde den Glockenverein gegründet, um die Kirchengemeinde bei der Beschaffung eines neuen Geläuts zu unterstützen. Hierzu wurden mehrere größere und viele kleinere Spenden eingeworben. Die Schwedische Akademie hat mit 3000 € zum Gelingen des Projektes beigetragen.

Bevor die Beschaffung neuer Glocken in Angriff genommen werden konnte, stand die Renovierung des Glockenstuhls an, hatte doch das kirchliche Glockenamt festgestellt, dass die Stabilität des Glockenstuhls Schaden genommen hatte.

Mit Unterstützung des kirchlichen Glockenbeauftragten, Pastor Joachim Huse, gingen Kirchgemeinderat und Glockenverein an die Beschaffung neuer Glocken. Das Angebot, von der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe, zwei Lagerglocken – bestellte, aber nicht abgenommene Glocken – mit erheblichem Preisnachlass zu übernehmen, wurde zunächst heftig diskutiert. Bedeutete es doch, dass es keine eigens für Neuenkirchen gegossene Glocke im Geläut geben werde. Am Ende überwogen jedoch praktische Erwägungen, zumal sich die Möglichkeit für eine dritte Glocke ergab. Der Gemeindekirchenrat beschloss, die beiden Glocken für rund 10.000 € von der Glockengießerei Bachert Karlsruhe zu erwerben.

Da jedoch eine der Lagerglocken bei genauerer Prüfung keine optimale Lösung für das Neuenkirchener Geläut darstellte, hatte die Gießerei Bachert angeboten, doch eine eigene Glocke ohne Aufpreis zu gießen – die Friedensglocke.

Die dritte Glocke konnte im März 2005 von St. Nikolai in Greifswald übernommen werden. Sie war 1727 in Hinterpommern gegossen worden und erhielt ihre Glockenweihe in dem Dorf Alt Järshagen nahe Rügenwalde (heute Darłowo). Noch vor Ende des II. Weltkrieges wurde sie auf Regierungsbefehl dort abgehängt und auf den Glockenfriedhof nach Hamburg gebracht, wo schon weit mehr als 10.000 Schicksalsgefährten auf sie warteten. Glücklicherweise nicht mehr zu Kriegszwecken eingeschmolzen, kam sie alsbald nach Kriegsende nach Greifswald, wo sie bis in den März 2005 läutete.

Schlagtöne

Mit den Schlagtönen fis/a/d passen die Glocken gut zusammen und bilden einen Dreiklang. Die beiden kleineren Glocken konnten im Glockenstuhl übereinander gehängt werden, die große und schwere dort, wo früher auch ihre eiserne Vorgängerin hing.

Somit konnten am 18. Juni 2005 drei Glocken feierlich eingeholt werden, nun musste noch die Renovierung des Glockenstuhls abgewartet werden. Am 7. Mai 2006 war es endlich soweit: In einem feierlichen Festgottesdienst wurden die Glocken geweiht und gehängt. Seither verkünden sie täglich den Feierabend, laden zum Gottesdienst und läuten anlässlich trauriger und froher Ereignisse menschlichen Lebens.

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Pommernglocke

Gewicht: 458 kg
Schlagton: a‘ -1
Gussjahr: 1727

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Jeremia

Gewicht: 750 kg
Schlagton: fis
Gussjahr: 2004

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Friedensglocke

Gewicht: 230 kg
Schlagton: d
Gussjahr: 2005