Das Pfarrhaus in Neuenkirchen

Ein historisches und lebendiges Haus

Das Pfarrhaus in Neuenkirchen hat eine wechselvolle und schicksalsreiche Geschichte. Ab 1650 wird nach mehrfacher Zerstörung der hiesigen Pfarre während des 30-jährigen Krieges ein Bauernhaus aus Hanshagen nach Neuenkirchen überführt und für die Zwecke des Pfarrers umgestaltet.

Dieses vielfach umgebaute Haus erhielt 1781 einen Anbau, jenen Gebäudeteil, der heute den südlichen, kleineren Flügel des Pfarrhauses bildet. Der Anbau war nötig geworden, weil der damalige Pastor Christian Gabriel Balthasar eine Studierstube und eine Kinderstube benötigte.

Für 1811 wird die Gründung einer Erziehungsanstalt für Knaben, für das Jahr 1813 die Einquartierung schwedischer Obristen vermeldet. 1820 wird die Tochter Alwine in die Familie des Pastors Balthasar geboren.

Die Kirchenvisitation von 1829 ergab, dass die ältere Nordseite bereits seit längerer Zeit in desolatem Zustand war und baldiger Einsturz drohte. Superintendent Ziemssen war erstaunt und ärgerlich zugleich, weil er von dieser Situation bislang nichts erfahren hatte. Bereits im gleichen Jahr wurde der nördliche Trakt des Hauses abgebrochen und im Frühjahr 1830 mit einem Neubau ergänzt. Die Bauabnahme erfolgte im September des gleichen Jahres.

Bereits 1861 wurde sein Zustand bereits wieder als schlecht beschrieben. Der damalige Vorschlag, das Rohrdach durch ein Ziegeldach zu ersetzen, wird von der Gemeinde abgelehnt, so dass das Haus heute noch das spätbarocke Erscheinungsbild seiner Ursprungsjahre bietet. Einige Türen und Beschläge aus der Bauphase 1781, so zeigte eine bau- und kunsthistorische Bestandsaufnahme im Jahr 2010, können im Haus noch nachgewiesen werden.

Das Pfarrhaus war auch in seiner jüngeren Geschichte durch die Auswirkungen von Kriegen und Krisen direkt betroffen, so waren während des 1. Weltkrieges ostpreussische Flüchtlinge dort einquartiert. 1945 war es zunächst Quartier sowjetischer Soldaten, anschließend fanden Vertriebene aus Hinterpommern hier ihre erste Wohnstätte in der neuen Heimat.

Von 1935 bis 1949 war Otto Haendler hier Pfarrer, in diese Zeit fällt auch der Besuch Dietrich Bonhoeffers, der von 1935 bis 1937 dem Predigerseminar in Finkenwalde bei Stettin vorstand.

Ab 1950 wurde das Haus als Wohn- und Gemeindehaus genutzt, es erfolgten kleinere Umbauten, z.B. der Einbau von Bädern. Eine grundlegende Sanierung musste wegen fehlender finanzieller Mittel unterbleiben. Seit 2005 wird das Haus nicht mehr für Wohnzwecke genutzt. Von den 600 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Etagen wird nur der Teil im Erdgeschoss genutzt, auch weil sich die Fußböden im Obergeschoss aufgrund unsachgemäßer Reparaturen wellen.

In den letzten Jahrzehnten wurden eine moderne Küche, eine neue Heizung sowie eine Toilettenanlage eingebaut. Die Räume der vom Glockenverein eingerichteten Dauerausstellung zu Thomas Thorild konnten dank einer Spende der Schwedischen Akademie saniert werden. Das Rohrdach wurde in Teilen repariert, ist aber derzeit an verschiedenen Stellen undicht. Eine Notsicherung ist für den Spätherbst 2017 geplant.

Die denkmalpflegerische Zielstellung ist es, eine weitere Nutzung des Gebäudes  bei größtmöglicher Sicherung wertvollen Bestandes zu ermöglichen. Hierfür arbeiten wir und werben um Unterstützung.